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Kommune Inklusiv

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Vergangene und neue Erfahrungen - ein Rückblick von Elias Hesselt auf die Workshopreihe "Erlangen erzählt Lebensgeschichten" im Jahr 2020

Das Geruchsbuffet steht bereit, von Zitrone bis altem Heu ist alles dabei. Foto: Carsten Galle

Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Altersgruppen sitzen zusammen, ein Ambiente wie in einem modernen Café an einem späten Nachmittag. Das anfängliche Zögern der Besucher*innen untereinander ähnelt dem Beginn einer Jugendfreizeit, niemand weiß so wirklich was die nächsten zwei Stunden passiert, bis auf einen Titel haben die Teilnehmenden keine Anhaltspunkte. Mutige sprechen ihre Sitznachbar*innen an, machen den ersten Schritt. Wir befinden uns in einem Workshop der Reihe „Erlangen erzählt Lebensgeschichten“.

Von einem Lock-Down spricht noch niemand, dennoch ist das Thema Virus in aller Munde. Auch Oberbürgermeister Dr. Florian Janik kommt in seiner Begrüßungsrede darauf zu sprechen. Doch der Abend soll nicht von Angst geprägt sein. Die Teilnehmenden freuen sich auf das Versprechen der Workshop-Leiterin, durch spezielle Gerüche ferne Erinnerungen abrufen zu können. So manchen erinnert der Duft von Nelken an die Plätzchen der Oma, einen anderen der Duft von einem sommerlichen Parfüm an die erste Liebe. Ein breites Buffet voller einzigartiger Düfte wartet also auf die Teilnehmenden, später dürfen auch Geschmäcker wie ein selbstgebackenes Bauernbrot oder Milchreis ausprobiert werden.

Die Erinnerungen, die den Menschen dann in die Köpfe schießen, dürfen aufgeschrieben und sogar der Gruppe vorgetragen werden: Ein großes Vertrauensbekenntnis. Die Schüchternheit ist den Teilnehmenden anzusehen. Plötzlich steht nach verhaltenem Schweigen des Raums ein älterer Herr auf und positioniert sich am Rednerpult. Die ersten Zeilen liest er zaghaft, doch bald ist seine Angst verflogen. Mit der Zeit trauen sich immer mehr Teilnehmende, ihre persönlichen Texte vorzulesen. Die Zuschauer*innen lachen und weinen mit und ermutigen die Sprechenden, den Rest ihrer Texte vorzulesen. Je länger der Abend, desto gelöster die Atmosphäre.

Diese Dynamik besaßen alle Workshops von „Erlangen erzählt“ in diesem Jahr. Außer mit einer groben Vorstellung erscheint man unvorbereitet zu den Veranstaltungen. Man trifft auf fremde Menschen, wird ins kalte Wasser geworfen und verlässt den Workshop als eine kleine, eingespielte Gemeinschaft. Genau das macht die Events attraktiv. Der Fokus auf die Biographie jedes Teilnehmers und jeder Teilnehmerin war dabei der rote Faden. Durch die kreativen Ideen wurden verblasste Erinnerungen wieder abgerufen und festgehalten, es wurde gemeinsam erzählt und reflektiert.

Dämpfte das Corona-Virus anfangs Hoffnungen auf eine Fortsetzung der Veranstaltung, so fanden sich schon bald neue Wege, sie doch stattfinden zu lassen. Per Video konnte man zum Beispiel erleben, was „kreativer Körperausdruck“ überhaupt bedeuten soll.

Die nächsten Veranstaltungen fanden wieder in persona statt. Blutige Anfänger konnten in wenigen Stunden lernen, aussagekräftige Comics zu zeichnen. Alte Kinderlieder wurden gesungen, Teilnehmende improvisierten kurze theaterähnliche Darbietungen und spinnen mit Clownsnasen Liebesgeschichten. Auch präsentierte ein Redakteur von „Die ZEIT“ anschaulich den Aufbau moderner Geschichten und ließ uns anschließend unsere eigenen Versuche vortragen.

Welche Geschichten verbinden Menschen mit dem Duft von Balsamico? Welchen Rat fürs Leben gibt ein älterer Mensch einem Jüngeren mit auf den Weg?Die Ergebnisse der Workshop-Reihe wurden in der multimedialen Ausstellung „Erlangen erzählt Lebensgeschichten“ im Kreuz+Quer am Bohlenplatz Erlangen zusammengeführt. Ausstellungszeitraum: 20. Oktober 2020 bis 7. Januar 2021.

Derzeit kann die Ausstellung aufgrund der Corona-Pandemie nicht besucht werden. Einige Impressionen daraus sind jedoch demnächst über den YouTube-Kanal von Bildung evangelisch einzusehen.

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